Aufbau des Auges

Blaues Auge gezeichnet mit Wimpern und Augenbrauen

Das menschliche Auge ist ein äußerst wichtiges Sinnesorgan, mit dem wir 80% unserer Umwelt wahrnehmen können. Zudem ist das Auge ein so präzises Instrument, dass ihm die modernsten Fotoapparate und Kameras weit unterlegen sind.

Die einfallenden Lichtstrahlen werden durch die Hornhaut und die Augenlinse gebrochen und auf das Zentrum der Netzhaut, die Makula (gelber Fleck) projiziert. Ein scharfes Bild kann nur in der Makula entstehen. Bei Kurzsichtigen treffen sich die gebrochenen Lichtstrahlen vor der Makula und bei Weitsichtigen hinter der Makula. Bei einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) treffen sich die gebrochenen Lichtstrahlen nicht in einem Punkt, sondern sie bilden einen Stab (Stabsichtigkeit).

Kurzsichtigkeit Weitsichtigkeit Hornhautverkruemmung Grafik makula

Das Auge ist ein komplexes Organ mit diversen möglichen Erkrankungen und muss regelmäßig kontrolliert werden. Früher konnten die Augenärzte vieles im Auge nicht untersuchen, aber heutzutage ist praktisch jedes Augenzentrum in der westlichen Welt in der Lage, präzise Untersuchungen durchzuführen.

Die einzelnen Teile des Auges

Das menschliche Auge besteht aus mehreren Teilen. Das Auge beginnt vorne mit der durchsichtigen Hornhaut, auf der der Tränenfilm liegt, der sowohl die Hornhaut als auch die Bindehaut benetzt. Hinter der Hornhaut befindet sich die Regenbogenhaut (Iris) und hinter der Iris die Augenlinse mit ihrem Aufhängeapparat. Hinter der Augenlinse befindet sich der gelartige Glaskörper, der das Auge von innen ausfüllt. Hinter dem Glaskörper liegen 3 wichtige Schichten aufeinander: die Netzhaut, die Aderhaut und die Lederhaut.

Tränenfilm

Der Tränenfilm ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Auges. Er liegt auf der Augenoberfläche und benetzt die Hornhaut und die Bindehaut, ernährt diese Strukturen, spielt eine wichtige Rolle bei der Optik und enthält antimikrobielle Enzyme, die die Bakterien und andere Keime abtöten.

Der Tränenfilm besteht aus 3 Schichten:

  1. Die oberste Schicht ist die Fettschicht (Lipidschicht),
  2. die mittlere Schicht ist die Wasserschicht und
  3. die untere ist der Schleimschicht.

Die Fettschicht verhindert die schnelle Verdunstung der Tränenflüssigkeit. Dieses Fett wird in den Meibom-Drüsen in den Lidrändern produziert. Verstopfen sich die Meibom-Drüsen, kann das Fett nicht ausgeschüttet werden und die Augen trocken schnell aus.

Das trockene Auge ist heute eine der häufigsten Augenerkrankungen. 20-30% der Bevölkerung sind davon betroffen.

Hornhaut

Die Hornhaut ist ein halbkugelförmiges, durchsichtiges Teil des Auges, die das Auge von vorne bedeckt. Die Hornhaut macht zwei Drittel der Gesamtbrechkraft des Auges aus. Die Hornhaut enthält keine Gefäße, sie wird von den Gefäßen am Hornhautrand und der Tränenflüssigkeit ernährt. Die Hornhaut ist sehr reich an Nervenendungen und enthält 7000 Schmerzrezeptoren pro mm² und ist damit die empfindlichste Oberfläche des Körpers. Die Hornhaut besteht aus 5 Schichten

  1. Epithel,
  2. Bowman-Membran,
  3. Storma,
  4. Descemet-Membran und
  5. Endothel.

Laut einigen Hornhautspezialisten existiert auch eine 6. Schicht, die sogenannten Dua-Schicht, die eine stützende Rolle hat.

Die entzündlichen und infektiösen Erkrankungen der Hornhaut sind aufgrund der hohen Anzahl der Schmerzrezeptoren sehr schmerzhaft. Bakterien, Viren, Pilze und Akanthamöben können die Hornhaut befallen. Der häufigste Risikofaktor ist bei den Hornhautinfektionen ist das Tragen von Kontaktlinsen. Deswegen muss auf eine gründliche Kontaktlinsenreinigung besonders geachtet werden. Die Diagnose wird anhand der Spaltlampenuntersuchung und der mikrobiologischen Analyse gestellt. Bei Hornhautinfektionen wird eine intensive Therapie mit antibiotischen Augentropfen eingeleitet.

Spaltlampenuntersuchung mit junger Frau

Gewisse Autoimmunerkrankungen können auch die Hornhaut angreifen. Bei diesen Erkrankungen treten die Veränderungen zuerst in der Hornhautperipherie auf, da dieser Bereich Kontakt mit den Blutgefäßen hat. Bei Entzündungen in der Hornhautperipherie muss neben dem Auge auch die Grunderkrankung behandelt werden.

Die Hornhaut kann bei gewissen Erkrankungen ihre Stabilität verlieren. Beim Keratokonus setzt eine Verdünnung im Zentrum oder neben dem Zentrum ein und die Hornhaut wölbt sich kegelförmig nach vorne. Diese Erkrankung beginnt in der Pubertät und kann sich bis zum 40. Lebensjahr fortschreiten. Die moderne Medizin kann das Fortschreiten des Keratokonus deutlich verlangsamen oder sogar stoppen. Spezielle Kontaktlinsen können die Sehschärfe in fortgeschrittenen Fällen verbessern.

Iris

Die Iris, oder auf Deutsch die Regenbogenhaut ist eine pigmentreiche Schicht zwischen der Hornhaut und der Augenlinse. Die Iris enthält ein Loch in ihrem Zentrum, das Pupille genannt wird. Die Iris reguliert durch die Erweiterung und Verengung der Pupille die Menge des einfallenden Lichtes.

Infektionskrankheiten und Autoimmunkrankheiten können die Entzündung der Regenbogenhaut auslösen. Diese Krankheit heißt vordere Uveitis (Regenbogenhautentzündung). Die vordere Uveitis ist eine starke und gefährliche Entzündung, die ohne Behandlung in gewissen Fällen sogar zur Erblindung führen kann. Die vordere Uveitis muss sehr intensiv mit kortisonhaltigen Augentropfen und Pupillenerweiterung behandelt werden.

Verschiedene Augenfarben

Augenlinse

Die Augenlinse (lat. phakos) spielt bei der Lichtbrechung eine wichtige Rolle. Die Augenlinse sitzt in einem Sack, dem sogenannten Kapselsack. An dem Kapselsack setzten mehrere Fasern an, die durch Zug die Form der Augenlinse steuern können. Aufgrund dieser Steuerung kann das Auge auf ferne und nahe Gegenstände fokussiert werden.

Die häufigste Erkrankung der Augenlinse ist der graue Star (Katarakt). Der graue Star tritt in der Regel im höheren Lebensalter auf, aber Augenentzündungen, Augenoperationen, Medikamente, Unterernährung, Augentrauma und systemische Erkrankungen können den grauen Star früher hervorrufen. Der graue Star entwickelt sich schleichend, während mehreren Jahren und beeinträchtigt die Sehkraft allmählich. Heute ist die Grauer-Star-Operation die einzige effektive Therapie. Bei der grauen Star Operation wird die Augenlinse mit einem Ultraschallkopf oder einem Laser zertrümmert, die Trümmerteile abgesaugt und eine neue Kunstlinse implantiert. Die eingesetzte Kunstlinse bleibt ein Leben lang im Auge. In etwa 20-30% der Fälle entwickelt sich ein sogenannter Nachstar hinter der Kunstlinse. Dieser Nachstar wird während einem 5-minütigen Eingriff (YAG-Kapsulotomie) entfernt.

Aufbau des Auges als Grafik

Glaskörper

Der Glaskörper ist ein gelartiges Material, der das Augeninnere ausfüllt. Er besteht bis zu 98% aus Wasser. Neben dem Wasser enthält der Glaskörper auch Eiweiße. Der Glaskörper hat in der Jungendzeit noch eine stützende Funktion. Im Verlauf, vor allem über 50 Jahre, beginnt der Glaskörper sich zu verflüssigen und zu schrumpfen. Schlussendlich hebt sich der Glaskörper von der Netzhaut ab. Bei der Abhebung können kleine Risse in der Netzhaut entstehen. Deswegen ist es wichtig, dass bei einer symptomatischen Glaskörperabhebung ein Augenarzt die Netzhaut gründlich untersucht.

Bei schweren entzündlichen Augenerkrankungen kann sich auch der Glaskörper entzünden. Dies führt zu einer Sehverschlechterung. Durch die Behandlung der Erkrankung nimmt die Glaskörperentzündung ab und der Originalzustand wird wiederhergestellt.

Erkrankungen, bei denen neue Gefäße erscheinen, können die Einblutung des Glaskörpers auslösen. Netzhautrisse können ebenfalls zu einer Glaskörperblutung führen. Wenn die Ursache gefunden und therapiert wird, baut sich die Glaskörperblutung ab.

Netzhaut

Netzhaut
Die Netzhaut des Auges

Die Netzhaut besteht aus Nervengewebe, das den hinteren Teil des Auges auskleidet. Unter der Netzhaut befindet sich die Aderhaut und die Lederhaut.

Die Netzhaut enthält die Fotorezeptoren. Die Fotorezeptoren sind Sinneszellen, die die Lichtreize empfangen und diese in elektrische Impulse umwandeln. Die Fotorezeptoren bestehen aus Zapfen und Stäbchen. Die Zapfen sind für das Farbensehen und die hohe Auflösung verantwortlich. Die Stäbchen nehmen Helligkeit, Dunkelheit und Bewegungen wahr. Die Fotorezeptoren leiten die Informationen an weitere Nervenzellen weiter. Die Nervenzellen, die sogenannten Ganglienzellen leiten die Impluse an das Hirn weiter, in dem das Bild entsteht. Deswegen sagen viele, dass wir eigentlich nicht mit den Augen, sondern mit dem Gehirn sehen. Die Weiterleitungswege der Ganglienzellen heißen Nervenfasern, die den Sehnerven bilden.

Das Zentrum der Netzhaut heißt die Makula. Die Zapfendichte ist in der Makula mit Abstand am höchsten. Deswegen hat die Makula das größte Auflösungsvermögen in der Netzhaut. Die Makula ist für das zentrale Gesichtsfeld verantwortlich.

Die Netzhaut hat mehrere Tausend bekannte Erkrankungen. Eine häufige Erkrankung ist die altersbedingte Makuladegeneration, die eine Stoffwechselstörung bei den über 50-Jährigen ist. Man unterscheidet eine trockene Form und eine feuchte Form. Die trockene Makuladegeneration schreitet langsam fort. 

Zurzeit gibt es keine Therapie für die trockene Makuladegenration. Bei der feuchten Makuladegeneration kommt es zu einem raschen Abfall der Sehschärfe infolge einer Flüssigkeitskolletion in der Netzhaut. Die feuchte Form kann mit intravitrealen Injektionen behandelt werden. Bei der Ausbildung der feuchten Makuladegeneration werden Botenstoffe in die Netzhaut ausgeschüttet. Diese Botenstoffe heißen VEGF (vascular endothelial growth factor = vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor). Der VEGF regt die Bildung von neuen Gefäßen in der Netzhaut an. Diese neuen Gefäße sind keine stabilen Gefäße, sie verfügen über dünne, teilweise löcherige Wände. Durch die dünnen und löcherigen Wände sickern Blut und Blutserum in und unter die Netzhaut. Diese intravitrealen Injektionen verdrängen die neuen Gefäße. Anschliessend pumpt die Netzhaut die Flüssigkeit ab und die Sehschärfe steigt.

Die Netzhaut kann sich wegen Netzhautrissen, schweren Netzhauterkrankungen, Entzündungen oder Tumoren ablösen. Die rissbedingte Netzhautablösung ist die häufigste Form. Eine Netzhautablösung ist ein augenärztlicher Notfall und muss möglichst schnell operiert werden. Ohne Operation erblindet das Auge.

Selbst bei Routineuntersuchungen sollte die Pupille erweitert werden, um die gesamte Netzhaut gründlich untersuchen zu können.

Aderhaut

Die Aderhaut ist eine gefäßreiche Schicht des Auges. Sie liegt zwischen der Netzhaut und der Lederhaut. Die Aderhaut kann sich infolge von systemischen Erkrankungen entzünden, welche eine Auswirkung auf die Sehkraft haben kann. In der Aderhaut können sich Primärtumoren ausbilden oder Metastasen verstecken. Bei der Pupillenerweiterung kann die Aderhaut grob untersucht werden. Bei Verdacht auf Aderhauterkrankungen müssen eine Farbstoffuntersuchung, eine sogenannte Indozyaningrünangiographie und eine EDI-OCT (enhanced depth imaging – optische Kohärenztomographie) durchgeführt werden.

Lederhaut

Die Lederhaut ist die weiße, faserige Schicht, die das Auge von außen umhüllt. Sie kann sich auch entzünden. Die Entzündung wird entweder von Autoimmunerkrankungen oder Infektionskrankheiten (Herpes, Lepra usw.) verursacht. Neben der Entzündungshemmung, muss die zugrunde liegende Erkrankung gefunden und behandelt werden.

Bindehaut

Die Bindehaut ist eine durchsichtige Schicht, die auf der Lederhaut liegt. Die Bindehaut ist reich an Gefäßen.

Bakterien, Viren und sogar Pilze können eine Bindehautentzündung verursachen. Die bakteriellen und viralen Bindehautentzündungen sind die häufigsten – diese sind hochinfektiös. Die Infektion kann von einem Auge auf das andere übergreifen. Gegen die Bakterien sind Breitbandantibiotika wirksam. Gegen die Viren gibt es aktuell keine wirksame Therapie, das Immunsystem eliminiert die Viren nach 1-2 Wochen.

Hornhaut- und Augenlidentzündungen können auch eine Bindehautentzündung auslösen.

Die meisten Bindehautentzündungen sind selbstlimitierend, aber mit den Medikamenten kann der Heilungsverlauf verkürzt werden.

Externe Strukturen des Auges

Augenlider

Die Ober- und Unterlider haben eine Schutzfunktion, sie schützen den Augapfel von schädlichen äußeren Einwirkungen. Des Weiteren enthalten die Unterlider 20, die Oberlider 25 Talgdrüsen (Meibom-Drüsen), die mit ihrer Fettproduktion die optimale Zusammensetzung des Tränenfilmes gewährleisten. Der Augenarzt muss den Lidern eine besondere Beachtung schenken, da sich zahlreiche Augenerkrankungen an den Lidern manifestieren können.

Tränenwege

Die überflüssige Tränenflüssigkeit wird über die Tränenwege abgeleitet werden. An den Ober- und Unterlidern befindet sich je ein Tränenpünktchen. Die Tränenflüssigkeit gelangt durch die Tränenpünktchen in die Tränenkanälchen und von dort über den Tränensack in den Tränennasengang. Der Tränennasengang mündet in die Nase. Das heißt, die Tränenflüssigkeit wird vom Auge in die Nase abgeleitet.

5% der Neugeborenen leiden an einem Tränenwegverschluss. Der Verschluss wird durch ein kleines Häutchen (Membran) verursacht. Dieses Häutchen löst sich in 90% der Fälle in den ersten 12 Lebensmonaten auf. Eröffnet sich der Tränenkanal nach 12 Monaten nicht, wird das Häutchen mit einer dünnen Sonde durchstossen.

Tränenwege

Die ableitenden Tränenwege können auch mit Bakterien infiziert werden. Bei diesen Infektionen muss in der Regel neben den antibiotischen Augentropfen auch eine systemische Antibiose eingeleitet werden.

Augenmuskeln Frontansicht

Augenmuskeln

Das Auge wird von 6 äußeren Augenmuskeln bewegt. Die vier geraden Muskeln führen vor allem die senkrechten und waagrechten Bewegungen des Auges aus. Die zwei schrägen Augenmuskeln rotieren in erster Linie das Auge. Wenn die Funktion des muskelsteuernden Nerven infolge von Krankheiten oder Traumata ausfällt oder die Muskelbewegung mechanisch eingeschränkt ist, treten Doppelbilder auf. Bei einer Funktionsstörung der bewegenden Nerven kann zugewartet werden. In vielen Fällen erholt sich die Nervenfunktion innerhalb von ein paar Monaten. Sollte sich die Nervenfunktion nach mindestens einem Jahr nicht erholen oder liegt eine mechanische Einschränkung vor, muss operiert werden.

Dr. med. Richard Nagy
Dr. med. Richard Nagy

Dr. med. Richard Nagy ist Facharzt für Augenheilkunde und betreibt in der Schweiz, genauer gesagt in Zürich, ein eigenes Augenzentrum.
Dankenswerterweise hat er sich dazu bereit erklärt, für katawan.de einen ausführlichen Beitrag zum Aufbau des Auges zu schreiben.

3 Kommentare zu „Aufbau des Auges“

  1. Ich wusste zwar, dass die Erkrankung des Keratokonuses ihre Entwicklung grundsätzlich während der Pubertät beginnt. Mir war aber unbekannt, dass deren Entwicklung sogar bis zum 40. Lebensjahr fortdauern kann. Mein Neffe hat sich wegen dieser Erkrankung spezielle Kontaktlinsen bereits mit 16 Jahren einsetzen lassen.

  2. Interessant, ich wusste noch nicht, dass es eine trockene und feuchte Form der AMD gibt. Ich habe ein Praktikum in einem Altenheim gemacht und wurde dort darauf aufmerksam, wie viel ältere Menschen an dieser Krankheit leiden. Ich denke nun öfter man darüber nach und biete älteren Semestern auch mal Hilfe beim Lesen an.

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