Biotin - Vitamin B7 - Vitamin H
Der Mikronährstoff Biotin ist vielen besser bekannt als Vitamin B7 bzw. Vitamin H. Die letztere Bezeichnung ist gegenwärtig jedoch nicht mehr allzu geläufig.
Viele, die unter brüchigen, spröden oder generell unter rissigen Nägeln leiden, stoßen früher oder später auf die Mikronährstoffe Zink und Vitamin B7. In den vergangenen Jahren steigerte sich das Interesse an der eigenen Gesundheit, dem Sport im Allgemeinen und an verschiedenen gesunden Ernährungsweisen. Dadurch entstand ein riesiger Markt, der von vielen Unternehmen mit unzähligen Produkten und Informationen gefüllt wurde und nach wie vor noch wird.
Nicht nur Frauen, sondern gleichsam Männer achten neben ihrem gesunden Lebensstil auch auf ihr Äußeres. Brüchige Nägel sind in der Regel die Folge von zu häufigem Wasserkontakt oder von Nährstoffmängeln.
Der medizinische Nutzen von Vitamin H ist unbestritten und daher gegeben. Biotin wird überwiegend dazu eingesetzt, um die Zellstrukturen der Nägel, der Haare und der Haut zu unterstützen.
Was ist Biotin?
Biotin, ist wie bereits erwähnt, unter dem Begriff Vitamin B7 bekannt und ist als solches ein Teil der Vitamin-B-Familie. Im Beitrag über den DACH-Referenzwert erkennt man ganz klar, wie viele B-Vitamine (in der Gesamtheit Vitamin-B-Komplex genannt) es gibt – nämlich genau 8. Es mag zunächst verwirrend erscheinend, wieso es das Vitamin B12 gibt, gesamt aber nur 8 B-Vitamine.
Die Antwort darauf ist recht simpel:
Vitamin B1, auch unter dem Begriff Thiamin bekannt, wurde beispielsweise zuerst als B-Vitamin vor über 100 Jahren entdeckt. Im Laufe der Zeit hat man immer mehr (vermeintliche) B-Vitamine gefunden und sie chronologisch – bis zur Zahl 12 – durchnummeriert. Irren ist menschlich. Man hat zum Beispiel vermutet, dass Cholin, ehemals als Vitamin B4 bekannt, ein B-Vitamin sei. In Wirklichkeit ist Cholin ein Alkohol, was erst Jahre nach der Entdeckung von Adolph Strecker (1849) von der Wissenschaft erkannt wurde. Eine Neunummerierung der B-Vitamine wäre unpraktisch gewesen.
Vitamin B7 nimmt ganz allgemein für die Verstoffwechslung von Kohlenhydraten, Fettsäuren und Eiweiß eine wichtige Rolle ein. Außerdem beeinflusst es die Haut-, Haar- und Nagelstruktur. Näheres dazu findest du weiter unten.
Beeinflusst Biotin die Wirkung der Anti-Babypille?
Da es sich bei bei der Verhütung um ein hochsensibles Thema handelt, stellt sich vielen Frauen – manchmal auch Männern – die Frage, ob bestimmte Vitamine beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel die Wirkungskraft und -weise der Anti-Babypille beeinflussen (können).
Durch die Aufnahme von Hormonen, welche die Schwangerschaft verhindern sollen, kommt es häufig zu körperlichen Veränderungen. Die Haare werden brüchig oder fallen vermehrt aus, die Fingernägel werden spröde, die Haut wird empfindlicher und/oder das Gemüt verändert sich auf Dauer.
Daher versuchen viele Anwenderinnen diesen negativen Auswirkungen durch die Aufnahme zusätzlicher Präparate wie Zink, Biotin, Eisen oder Selen entgegenzuwirken. Hierbei gelangt man allerdings schnell in eine verzwickte Situation – einerseits möchte man die Wirkung der Hormone, die man durch die Anti-Babypille zu sich nimmt, nicht schmälern, andererseits möchte man vom Leid brüchiger Nägel befreit werden. Die Frage, inwieweit sich Nahrungsergänzungsmittel wie Biotin auf den Effekt der Anti-Babypille auswirken, wurde von Dr. Helmut Mallmann in einem einschlägigen Forum wie folgt geantwortet:
Hier sind keine Wechselwirkungen zu erwarten. Der Einfluss von Antibiotika und einigen anderen Medikamenten auf die Pille ist bekannt. Es ist nie auszuschließen, dass das eine oder andere Medikament noch hinzukommt. Siehe Johanniskraut. Bei pflanzlichen Mitteln [sic!] sind meist nicht alle wirksamen Stoffe bekannt und damit der Einfluss auf die Pille eher unsicher. Also im Zweifel immer Vorsicht. Wenn unter der Therapie Blutungen auftreten, ist allemal Achtsamkeit geboten. Lesen Sie den Beipackzettel genau durch.
Dr. Helmut Mallmann
In welchen Lebensmitteln befindet sich Biotin?
Das Vitamin B7 nimmt man bei der natürlichen Nahrungsaufnahme durch Pilze, Pflanzen, Bakterien und tierische Produkte beziehungsweise Erzeugnisse auf.
Zusatzinfo: Laut dem DACH-Referenzwert wird eine tägliche Biotin-Dosis von 30 bis 60µg empfohlen.
Biotinreiche pflanzliche Nahrungsquellen sind:
- Trockenhefe pro 100g in etwa 200µg Biotin
- Erdnüsse liefern pro 100g in etwa 35µg Biotin
- Haferlocken liefern pro 100g in etwa 20µg Biotin
- Datteln liefern pro 100g in etwa 5µg Biotin
- Spinat liefert pro 100g in etwa 2µg Biotin
Biotinreiche tierische Nahrungsquellen sind:
- Rindsleber bietet bei 100g in etwa 100µg Biotin
- Eigelb bietet bei 100g in etwa 50µg Biotin
- Hering bietet bei 100g in etwa 9µg Biotin
- Vollmilch bietet bei 100g in etwa 4µg Biotin
Was passiert bei Biotinmangel und was sind die Symptome?
Medizinisch ist es längst erwiesen, dass Biotin einen großen Einfluss auf die Haut, die Haare und die Fuß- bzw. Fingernägel hat. Dazu gibt es unter anderem eine Reihe von tierischen Beobachtungen. Die körperlichen Reaktionen der Tiere auf einen Biotin-Mangel waren und sind von Art zu Art unterschiedlich:
- Bei Pferden führte die Unterversorgung mit Vitamin H zu krankhaften Veränderungen der Hufen. Sie wurden bzw. werden spröde, bröckelig und rissig.
- Bei Schweinen äußert sich ein Vitamin-B7-Mangel in Schuppenflechte (auch Dermatitis genannt), brüchige Hufen, Klauenrisse und Borstenausfall.
- Hühner reagierten bzw. reagieren bei mangelnder Biotinaufnahme mit Schäden an den Krallen und Hautreizungen.
Die Tiere wurden in weiterer Folge mit einer Dosis von 1.7mg Vitamin B7 pro 100kg Körpergewicht supplementiert. Bei Pferden sind das in etwa 15mg, bei Schweinen ca. 3mg Biotin und bei Hühnern rund 35µg Vitamin B7 pro Tag. Nach einer in etwa 1-jährigen Therapie, waren die krankhaften Veränderungen an Hufe und Haut bei über der Hälfte der Tiere zur Gänze behoben.
Die Symptome bei Biotinmangel, welcher generell nur sehr selten vorkommt (!), sind beim Menschen wie auch bei den Tieren (wie oben beschrieben) sehr unterschiedlich. Im Folgenden findest du dennoch eine kurze Auflistung an Anzeichen, die womöglich einen Mangel an Vitamin B7 andeuten könnten:
- Brüchige Nägel
- Sprödes Haar
- Erhöhte Cholesterinwerte
- Hautprobleme
- Stoffwechselprobleme
Exkurs: Biotin bei brüchigen Nägeln?
Ebenso wie den Tieren, hilft die Einnahme von zusätzlichem Vitamin H in Form von Nahrungsergänzungsmitteln auch den Menschen. In einer angelegten Studie wurden 60 Probandinnen, welche unter brüchigen Nägeln litten, über einen längeren Zeitraum auf die Wirkung von Biotin auf brüchige Nägel getestet. Die Probandinnen wurden in zwei Gruppen geteilt wobei die eine tatsächlich Vitamin B7 erhielt, die andere hingegen nur ein Placebomittel.
Gut zu wissen: Als Placebo bezeichnet man ein Mittel, welches nur scheinbar ein Arzneimittel ist. In Wirklichkeit beinhaltet es keinerlei Wirkstoffe. Der Begriff selbst wird aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet frei übersetzt ‚ich werde gefallen‘. Beim Einsatz von Placebomitteln versucht man – beispielsweise in Studien – die Wirkung eines tatsächlichen Arzneimittels bzw. Wirkstoffs zu widerlegen.
Das Ergebnis war eindeutig. Die Nagelstruktur und -substanz der Probandinnen verbesserte sich erheblich. Festgestellt wurde dabei auch, dass die Wirkung von Vitamin B7 keinen Biotinmangel voraussetzt. Das bedeutet, dass die zusätzliche Aufnahme von Vitamin H – beispielsweise durch entsprechende Supplemente – trotz Nicht-Bestehens eines Mangels die Gesundheit der Fuß- und Fingernägel positiv beeinflussen kann.
Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass alle Probandinnen, trotz rissiger, spröder und brüchiger Nägel keinen tatsächlichen – im Blut nachweisbaren – Biotinmangel aufwiesen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein Biotinmangel im Allgemeinen selten ‚erreicht‘ wird
Biotin zur Gesichtspflege?
Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln und Textstellen erwähnt wurde, hat Biotin durchaus positive Auswirkungen sowohl auf die Finger- und Fußnägel, die Haare aber auch auf die Haut. Daher verwundert es nicht, dass es mittlerweile viele Hersteller und Kosmetik-Linien gibt, die dieses Vitamin in und mit ihren Produkten verarbeitet.
Im Bericht über die richtige Hautpflege vor und nach dem Schlafengehen, hat katawan bereits darauf hingewiesen, wie man sein Gesicht am schonendsten reinigt. Nach dem Waschen der Haut ist es umso wichtiger, diese mit neuen Nährstoffen zu versorgen, damit sie nicht austrocknet beziehungsweise es zu keinen Hautirritationen kommt.
In Bezug auf Biotin bietet sich etwa der sogenannte „Skin Booster“ von Christian Materne* an. Dieses Pflegeserum soll laut Anwendungsvorschlag nach dem Reinigen der Haut aufgetragen werden, um diese mit pflegenden Nährstoffen wie Biotin, Vitamin E bzw. natürlichen Wirkstoffen aus dem Kamillenblütenextrakt zu versorgen.
Überdosierung von Biotin – kann das passieren?
Ein tatsächlicher – sprich über das Blutbild nachweisbarer – Überschuss an Biotin wurde bisher noch nicht aufgezeichnet. Daher ist aus (zumindest aktueller) medizinischer Sicht eine Überdosierung von Vitamin H nicht möglich bzw. bekannt. Überhaupt gelten die wasserlöslichen B-Vitamine bei etwaiger Überdosierung weitestgehend als ungefährlich. Nur bei einer starken Überdosierung der Vitamine B3, B5 und B6 sind Nebenwirkungen zu erwarten.
Dennoch ist es ratsam, stets den DACH-Referenzwert im Blick zu behalten. Alternativ kann man sich natürlich auch mit einer Diätologin oder Ärztin besprechen und eine entsprechende Therapie bereden.
Resümee zum Mikronährstoff Biotin
Gemäß des DACH-Referenzwerts wird die tägliche Einnahme von 30 bis 60 µg Vitamin H empfohlen.
Einen tatsächlichen Biotinmangel konnten Ärztinnen bis jetzt noch nicht vermerken, was letztlich bedeutet, dass keine klinisch nachweisbaren Biotinmängel bekannt sind.
Ein Überschuss an Vitamin B7 ist, soweit bekannt, nicht möglich. Eine erhöhte Zufuhr an Biotin bedeutet somit nicht zwingend, dass dies zu erhöhten Vitamin-B7-Werten führen muss. Es ist aber klar davon abzuraten, die täglich empfohlene Menge nicht zu überschreiten.
Die Supplementierung bzw. zusätzliche Aufnahme von Biotin bzw. Vitamin B7 durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel ist – im geforderten und mit deiner Ärztin besprochenen Maße – zu empfehlen. Dies zeigte auch die oben erwähnte Studie.